Ein Teddybär plaudert aus dem Nähkästchen
...oder die Entstehung eines Teddys

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Da sitzt er, der Brumm-Teddybär, und lugt listig hinter einem schleifengeschmückten Paket hervor, neben ihm die gummibärchenverzierte Torte, der Holzring mit den Geburtstagskerzen, dazu viele weitere Päckchen. Das Geburtstagskind entdeckt ihn sofort und schließt ihn stürmisch in die Arme. Es drückt das Gesicht ins weiche Fell, streichelt Bäuchlein und Tatzen, zupft an der Halsschleife. Nach einem in bestimmtem Ton verkündeten "Dich mag ich!" klemmt sich das Kind den Plüschbären unter den Arm und setzt die Besichtigung des Gabentisches gemeinsam mit ihm fort.

Während Eltern und Großeltern zuschauen, erinnert sich die Mutter daran, wie sie beim Einkauf zwischen verschiedenen Teddybären-Arten schwankte, zwischen verschiedenen Größen und Farben, und wie sie schließlich dieses Exemplar auswählte. War es nicht so gewesen, daß gerade jener Teddy ihr genau in die Augen geblickt hatte? Nun, wie auch immer,die Entscheidung ist offenkundig richtig ausgefallen. So ganz ohne war der Preis ja nicht, doch der Name CLEMENS-SPIELTIERE bürgt für Qualität, daran erinnert sich die Mutter noch aus ihrer eigenen Kindheit. Allerdings hat sich das Aussehen der Plüschtiere gewandelt, und ihr Innenleben wird auch nicht mehr aus Holzwolle bestehen wie bei den Spielgefährten noch einer Generation zuvor. Wie werden heute eigentlich Teddys gemacht, etwa am Fließband?

Jetzt beugt sich das Geburtstagskind vor und bläst die sieben Kerzen aus. Teddy blickt über seine Schultern zur Mutter und zwinkert ihr zu: "Nachher erzähl' ich's Ihnen!"

 Ich heiße Teddy und stamme aus dem Hause CLEMENS-SPIELTIERE. Im Unterschied zu meinen gleichnamigen Brüdern habe ich ein honigfarbenes Fell. Es gibt uns auch in braun, weiß, grün und in den Größen 10 - 120 Zentimeter. CLEMENS-SPIELTIERE fertigt viele verschiedene Bärenarten, z.B. den "Nostalgie Teddybär", den "Brummbär", den "Panda", den "Babybär" oder "Baumwollbär" und die "Designer-Sammler-Bären". Vor allem im Vergleich zu den Traditionsbären
gehören wir Babybären zu den besonders weichen Knuddel- und Schmusebären. Man sagt uns nach, unser Schmunzeln sei unnachahmlich und verleihe uns das "gewisse Etwas". Nun, das will ich aber auch hoffen! Wir Babybären haben unser Selbstbewußtsein und dazu auch einen Stolz, den bei manchen Menschen ein Adelstitel, bei uns Plüschtieren aber die Abstammung aus einem Hause verleiht, das in der ganzen Welt bekannt ist und das seit über siebzig Jahren Teddybären herstellt.

Am Anfang eines jeden Plüschtieres stehen die Idee und der Entwurf auf dem Papier. Viele kritische Überlegungen werden angestellt, ehe die ersten Handmuster (also die Umsetzung der Zeichnung in Plüsch) genäht werden, und schließlich das Tier in Serie geht.

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Für uns Teddys hat man einen waschmaschinenfesten Webplüsch ausgewählt. Damit bleiben feuchtklebrige Liebesbeweise ohne Folgen. Und auch die Spuren vom letzten gemeinsamen Kakaotrinken lassen sich tilgen. Daß unser Fell schwer entflammbar ist, versteht sich von selbst.
Ähnlich wie ein kompliziert geschnittenes Kleid bestehen wir aus vielen Schnitteilen: zwei Pfotensohlen, zwei Tatzeninnenteilen, zwei Armen, usw. Wenn Sie uns genau untersuchen, werden Sie es herausbekommen: jeder von uns ist aus zwanzig Plüschstückchen zusammengesetzt. Bei Florlängen von mehr als acht Millimetern müssen die Stücke einzeln per Hand geschnitten werden. Zuvor wird mittels eines von Hand geführten Siebdruckes das Schnittmuster auf lange Stoffbahnen übertragen. Da unser Plüsch einen relativ kurzen Flor hat, können die Teile ausnahmsweise ausgestanzt werden.

 Jeweils getrennt voneinander werden die Teile für Kopf, Arme, Beine und Körper von links zusammengenäht. Eine Näherin bei Clemens lernt bis zu sechs Monate lang und beherrscht dann das Nähen von fünf oder sechs Tieren. "Alte Hasen" bringen es auf ein Repertoire von X verschiedenen Tieren.

Die Herstellung eines Plüschtieres unterscheidet sich ganz wesentlich von den anderen Spielwaren. Sind bei Puppen z.B. die kupfernen Gießformen für Kopf, Rumpf, Arme und Beine zur Zufriedenheit ausgefallen, so können damit beliebig viele Vinyl-Einzelteile produziert werden, die man anschließend zusammensetzt, bemalt, mit Haaren versieht und einkleidet. Jede Puppe, die die Vinylabteilung nach der Qualitätskontrolle verläßt, ist mit ihren Schwestern identisch und entspricht genau den Vorstellungen ihres Designers.

 Wenn beim Nähen eines Plüschtieres ein Mohair- oder Webplüschstück nur um weniges verrutscht oder wenn die Nahtlinie um eine Winzigkeit abweicht, so hat der Teddy zwei verschieden lange Arme oder ein zu tief angesetztes Ohr. Ähnliches gilt für das Einsetzen der Augen, das Aufzeichnen des Lächelns und das Stopfen.
 Gerade auf die Füllung kommt es an, sonst kann der Bär zu hager oder eventuell zu mollig ausfallen. Sie sehen also, wieviel an Disziplin bei der Arbeit und wieviele Qualitätskontrollen notwendig sind, damit jedes einzelne Plüschtier genau wie das Handmuster ausfällt.

Eine Näherin rattert nun nicht etwa jeden Tag ausschließlich Nähte von Bärenbeinen oder -rümpfen, sondern fertigt alle notwendigen Teile selbst, die anschließend gewendet werden.

Nachdem von Hand die Nase gestickt ist, werden die Augen eingesetzt. Diese sogenannten Sicherheitsaugen aus einem hochwertigen Kunststoff sind derart in der Kopf-Plüschhülle befestigt, daß kein Kind sie herauspulen kann.

Bis jetzt bestanden wir Teddys nur aus einzelnen, schlaffen Fellsäckchen, die nun in der Stopferei endlich Form bekommen. Kopf, Arme und Beine werden nacheinander über ein Rohr gestülpt, durch dessen Öffnung die Schaumstoff-Schnitzel mittels Preßluft eingeblasen werden. Geschickt wird die Hülle hin und her gewendet, und unter den Händen der Arbeiterin entsteht ein wohlgeformter Bären-Charakterkopf.

 In der nächsten Abteilung befestigt man mittels Achs-, Klemm- und Körperscheiben Kopf, Arme und Beine an dem noch schlaffen Körper, der anschließend an der Blasmaschine seine gesunde, gemütliche Bauchfülle erhält. Die Einblasstelle wird per Hand zugenäht.

Nun stellen wir schon recht ansehnliche Kerlchen dar, doch vielleicht läßt sich noch hie und da etwas verbessern! Zunächst werden mit einer kräftigen Bürste alle Nähte ausgekratzt, alle Floreinschlüsse aufgerichtet. Danach erhalten wir - sofern noch nötig - eine Idealfigur: mit Hilfe einer langen Nadel können "Fettpölsterchen" dorthin verschoben werden, wo sie der Designer vorgesehen hat. Auch Falten lassen sich glätten, oder der Gesichtsausdruck kann beeinflußt werden. In der Abteilung Malerei erhalten wir unser typisches Bären-Make-up. Ein Luftpinsel (sehr feine Spritzdüse) zeichnet Schnauze, Augenwinkel und Mundpartie.

Bei der "Garnierung" bindet man uns eine Halsschleife um und verleiht uns - nach abschließender Qualitätskontrolle - gleichsam als Auszeichnung die bekannte Clemens-Dreiecksmarke", die den Hersteller und das Herstellerland nennt.

Sehen Sie, so entstehen Teddys.